Jenseits der Schnittmenge musz die Sehnsucht wohl grenzenlos sein

Diese Präsentation fand im 19. Wiener Gemeindebezirk, in einer kleinen Wohnung mit Balkon in der Flotowgasse statt. Hier lebt Michael Part, der mich einlud auf seinem Balkon ein Projekt zu realisieren. Mein Vorschlag war, etwas „halb öffentliches“ zu machen, so eine Art performativen Eingriff. Also saß ich dort am 21. Juni 2010 mit einer Flasche meines Lieblings-Whiskys, zwei Sesseln und einem kleinen Tisch. Auf dem lag Gustave Flauberts >> La Legende de Saint Julien l’Hospitalier (St. Julian der Gastfreundliche) <<. Auf dem Balkon gab es ein eigens für diesen Anlass gefertigtes Windspiel und im Innenraum eine Collage zu betrachten. Im Hintergrund liefen die Klavierkonzerte von Friedrich von Flotow. Ich empfing immer nur eine Person und bot dieser Whisky und Wasser an. Dann ließ ich diese Person wissen, daß alles, was jetzt passiert, nur von ihr selbst ausgehe. Also, das worüber wir uns unterhalten würden als auch die Lautstärke und die Art der Musik. Hatte die Person keine speziellen Wünsche, lief weiterhin Flotow. Genauso hatte der Besucher zu entscheiden, wie lange er mein Gast sein wollte. Nach einiger Zeit verbreiteten sich außerhalb der Wohnung Gerüchte, daß dort oben auf dem Balkon (es hatte sich schon eine kleine Menge von Besuchern unten auf der Straße eingefunden) aus der Hand gelesen werde und daß es eine ominöse Warteliste gäbe, welche eine bestimmte Reihenfolge festlege und nur bestimmte Personen heraufdürften. Unmut machte sich breit und manche zogen erbost von dannen, aber viele wollten schon wissen was es damit auf sich hat. Wenn ein Gast ging sagte ich ihm, er solle das soeben Erlebte doch bitte für sich behalten und mir den Nächsten heraufschicken. Ich hatte an diesem Abend an die zwanzig bis dreißig sehr intensive Gespräche, die mir jedoch durch den reichlichen Whiskygenuss nur noch wie ein eigentümlicher Traum in Erinnerung sind.

 

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